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- Kategorie: Medizinische Informationen
Die Gabe von Fluorid zur Vorbeugung von Zahnkaries gehört zu den umstritteneren Gesundheitsthemen, unter anderem auch, weil Fluorid abgesehen von der Verbesserung der Säurebeständigkeit des Zahnschmelzes im Körper nicht benötigt wird und andererseits in höheren Dosen giftig wirkt.
Der positive Effekt hinsichtlich Kariesprävention selbst ist in Fluoridmangelsituationen (Grund- und Trinkwasser - das Wiener Leitungswasser enthält mit <0,2mg/l sehr wenig Fluorid) unumstritten. Einigermassen unterscheiden sich allerdings die Empfehlungen zur Verabreichungen zwischen Ländern und Fachgesellschaften (Kinder- vs Zahnheilkunde), und es gibt auch aus Studien keine endgültigen Aussagen, welche Verabreichungsform die bessere ist (Stand: 2021, siehe auch https://doi.org/10.1007/s00112-021-01167-z).
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Für die topische Verabreichung (= Kinderzahnpaste) in kleinen Mengen ab dem Zahndurchbruch) spricht die hohe Konzentration direkt auf dem Zahnschmelz. Dagegen die Ungenauigkeit bei der Dosierung (aufgetragene Menge, verschluckte Menge).
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Für die systemische Verabreichung (= Fluoridtabletten) spricht die exakte Dosierung. Die Wirkung erfolgt hauptsächlich über den erhöhten Fluoridgehalt des Speichels, dieser ist zwar länger anhaltend aber nicht so hoch wie bei topischer Verabreichung.
Mein persönliche Empfehlung lautet daher:
entweder
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Fluorid 0,25mg Tabletten 1x täglich spätestens ab Zahndurchbruch bis zum Wechsel auf fluoridierte Zahnpasta im zweiten Lebensjahr
oder
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fluoridierte Zahnpasta 500ppm ("Kinderzahnpasta") 2x täglich ab Zahndurchbruch
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im Alter von 2-6 Jahren Zahnpasta mit 1000ppm ("Erwachsenenzahnpasta" - muss verlässlich ausgespuckt und gespült werden
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ab dem Alter von 3 Jahren evtl. zahnärztliche Applikation von Fluorlack 2x/J
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ab Schulalter zusätzlich Verwendung von Spüllösungen, Gels mit Fluorid
Das Heranführen zum Zähneputzen mit einer weichen Bürste sollte auf jeden Fall ab dem Säuglingsalter in spielerischer Weise in den Tagesablauf eingebunden werden.
Geschmackneutrale und nicht bunte Produkte sind zu bevorzugen, weil sie nicht zum Schlucken animieren (sieht nicht so aus und schmeckt nicht wie Nahrung).
Familienangehörige sollten als Vorbildfunktion ebenfalls regelmässig Zähne putzen und zur Vermeidung der Übertragung kariesfrei sein.